
ROM
NACH SHAKESPEARE
VON JOHN VON DÜFFEL
Premiere am 16.03.2018 am Deutschen Theater Berlin
“Das Ensemble agiert unter Karin Henkels Leitung mit herausragender Präzision und Artikulationsschärfe, wechselt Rollen und Sprachstile und glänzt zu Beginn, im 'Coriolan' in einem kaltschnäuzigen, hinreißenden Polit-Kabarett, das brutal und ehrlich von der Wahlkampfverweigerung eines volksverachtenden Kriegshelden erzählt. Das ist witzig, böse, unverschämt und gibt einen Ton vor, den der Abend leider allzu bald aufgibt und mit der Caesar-Tragödie zu ernsten Reden und alptraumhaften Stimmungen hinüberwechselt.” Andre Mumot, Deutschlandfunkkultur
„Coriolan ist ein wirklich schwerer ödipaler Fall. Im Deutschen Theater Berlin betritt der von Michael Goldberg gespielte Feldherr als devot-genervtes Muttersöhnchen in langer Unterwäsche die Bühne. Und die ehrgeizige Mama Volumnia, die dort schon auf ihn lauert, hat sich vor lauter Dominanz und Übermachtstreben gewissermaßen verdreifacht: Kate Strong, Anita Vulesica und Bernd Moss umhüpfen den tumben großen Jungen in der Volumnia-Rolle gleichermaßen ruppig mit langen Kunstblutpinseln zum adretten Abendkleid.“ Christiane Lutz, Der Tagesspiegel
Mit: Michael Goldberg, Felix Goeser, Manuel Harder, Benjamin Lillie, Camill Jammal, Bernd Moss, Wiebke Mollenhauer, Anita Vuelsica, Kate Strong Co-Regie: Karin Henkel
Bühne: Thilo Reuther
Kostüme: Tabea Braun, Sophie Leypold Musik: Lars Wittershagen
Licht: Matthias Vogel
Dramaturgie: John von Büffel
Die Shakespeare-Stücke Coriolan, Julius Caesar sowie Antonius und Cleopatra erzählen eine kleine Geschichte der Demokratie am Beispiel des alten Rom. Im Frühstadium ( Coriolan ) kommt die Idee der demokratischen Teilhabe durch Volkstribunen auf: als Zugeständnis an das wütende Volk. Doch prompt sehen sich die Volksvertreter mit dem Kriegshelden Coriolan konfrontiert, der von Mitsprache und der wankelmütigen öffentlichen Meinung nichts hält. In der Zeit von Julius Caesar ist die römische Demokratie wiederum durch einen starken Mann bedroht. In der Nacht vor der Krönung Caesars beschließt eine Gruppe von Verschwörern um Brutus, zum letzten Mittel zu greifen, um die Demokratie zu retten: Tyrannenmord. Doch Antonius, engster Vertrauter Caesars, schafft es in seiner Grabrede, die öffentliche Meinung gegen die Demokraten zu drehen. Wenige Jahre später sehen wir in Antonius und Cleopatra den paranoiden, wirklichkeitsfernen Zirkel der Macht. Antonius regiert mit Caesars Adoptivsohn Oktavius und einem altgedienten Militär in einer Dreiherrschaft. Antonius empfindet angesichts der politischen Machenschaften nur noch Ekel und Erschöpfung. Blindlings stürzt er sich in die Liebe zu Cleopatra, Königin von Ägypten. Doch die Machtspiele Roms holen ihn wieder ein und lassen ihn nochmals das große Rad der Politik drehen, bevor das römische House of Cards endgültig zusammenbricht.